Johannes Mössinger – Malen in Blau
Im Oktober 2022 hat Johannes Mössinger mit "Painting In Blue" sein bereits 27.(!) Album veröffentlicht. Aufgenommen live vor kleinem Publikum mit seinem großartigen, international renommierten Quartett.
- Johannes Mössinger / copyright Unit Records
Von Freiburg im Breisgau nach New York - das ist kurz umschrieben der musikalische Werdegang des Johannes Mössinger. 2006 gündete er in einem Gasthaus in Freiburg den Jazzkongress als Konzertstätte und fungiert dort immer noch als Kurator. Inzwischen hat er sich aber international einen Namen gemacht und schon mit vielen Jazzgrößen, vor allem der New Yorker Szene, zusammengearbeitet.
Im aktuellen Ensemble hat Mössinger mit Adam Nussbaum einen der interessantesten US-Schlagzeuger an seiner Seite, der seinerseits immer als unermüdlicher Inspirator um neue Entwicklungen bemüht war und zum Beispiel 2021 mit einem Bandprojekt über den legendären Leadbelly im Wiener Porgy&Bess zu hören war. Pandemiebedingt allerdings nur über live Stream. Auch schon länger besteht die Zusammenarbeit Johannes Mössingers mit dem aus Mazedonien stammenden und in Deutschland lebenden Bassisten Martin Gjakonovski. Ein umtriebiger Musiker, der immer gleichzeitig in verschiedenen Bands spielt und als seinen Mentor den Trompeter Gusko Goykovich angibt. Posaunist Andy Hunter, geboren in Michigan, ist fester Bestandteil der New Yorker Szene. Er besticht durch virtuose Technik und weichen, swingenden Ton. Aber auch bei ihm gibt es eine Verbindung zur deutschen Jazzszene - er gehört seit 2012 der WDR Big Band Köln an.
Bei "Painting in Blue" sind die wichtigsten Bestandteile die Spontanität und das Feeling für Aufbau und Gestaltung sowie die wechselnden Rhythmen und Energien. Die Stücke sind abwechslungsreich, in Kammerjazz eingebettete Kompositionen, ruhige Balladen oder Swing. Johannes Mössinger muss nicht immer in der ersten Reihe stehen. Speziell in den ersten Stücken der CD lässt er seinem Ensemble viel Spielraum und Leaderfunktionen. Im Stück "Fragrance" legt Andy Hunter nach einem Tempowechsel ein erfrischendes Solo vor, das vom Piano übernommen wird, dann durch ein Adam Nussbaum-Solo in freitonale Momente entführt und dann gemeinsam wieder zusammengeführt wird. Johannes Mössinger selbst lebt die Vielschichtigkeit am Klavier, er denkt frei von Klischees und er ist gleichzeitig improvisierender Künstler als auch Formalist bei den kompositorischen Elementen der Melodien.
Veröffentlicht wurde "Painting In Blue" auf Unit Records, einem Schweizer Jazzlabel, das seit 1983 besteht und stets bemüht ist, innovativen Musikschaffenden aus praktisch allen relevanten Bewegungen Raum zu geben und den Musikern großes Mitspracherecht bei der Produktion einzuräumen. Arnold Loimer
