Phraim: Höhen und Tiefen der Emotionen
"Hysteria" ist schon das 3. Album eines Quartetts, das von der Schweiz aus (Luzern) operiert, eine rein österreichische Band ist und bei einem deutschen Label veröffentlicht.
- Phraim / FotoCredit: Tina Reiter
Klingt eigenartig, hat aber natürlich seine Gründe. Die Grazer Sängerin Nina Reiter scheint die Formation am deutlichsten zu prägen, doch ist alles bei Phraim in einer beruhigenden Balance. 2 Damen, eben Nina Reiter und die ausgereifte Pianistin Viola Hammer aus Bad Radkersburg, und 2 Herren, der Wiener Bassist Marc Mezgolits und der Schlagzeuger Peter Primus Frosch aus dem Waldviertel, der firm dynamische Differenzierungen und rhythmische Variationen beherrscht. Alle, außer Frosch, verantworten die 8 Kompositionen; man kapiert sehr bald, dass Phraim als Kollektiv am Werk ist; also bemüht ist, als Working Band verstanden zu werden. Und das seit 2016. Der Albumtitel, "Hysteria", will genau diese nervig, flügelflatternde Aufregung vermeiden, der wir uns ja alle nicht mehr erwehren können. Nina Reiter singt ruhig, mit feiner, oft sogar zarter Stimme. Ihre Botschaften sollen uns mit Contenance und angenehmer Zurückhaltung erreichen. Die Lyrics Ninas sind bemerkenswert und verdienen sich Aufmerksamkeit. Für die Zuhörerschaft gibt es ausreichend Raum, um subjektive Empfindung und Interpretationen zuzulassen.
Confessional Poetry
Überraschend ist, dass Nina Reiters tiefgründige Texte auf das literarische Genre der Confessional Poetry Bezug nehmen. Im Genaueren auf Sylvia Plath (Boston, 1932-1963) und Anne Sexton (Massachusetts, 1928-1974). Nach Studien in Wien (u.a. bei Ines Reiger) zog es Reiter 2013 nach Luzern (Schweiz), um eine weiterführende Ausbildung zu absolvieren. 2016 erschien ihr Debüt-Album bei Unit-Records, mittlerweile ist Nina selbst pädagogisch tätig. Ähnlich lief es bei der Pianistin Viola Hammer. Auch sie publizierte eines ihrer ersten Alben bei Unit und war bei Orchestern in Genf und Zagreb engagiert. Viola wohnt nun wieder in Graz und unterrichtet an den Kunst-Universitäten in Graz und Wien. Der Bassist Marc Mezgolits lebt in Basel und war u.a. in der Focus Year Band von Wolfgang Muthspiel tätig. Peter Primus Frosch hat die gleiche Heimat wie das CONCERTO: Waidhofen/Thaya. Nach Studien in Den Haag lebt Frosch nun in Luzern und spielt regelmäßig mit der österreichischen und Schweizer Jazz-Prominenz. ewei

CD-TIPP: Phraim, "Hysteria", QFTF Records
WEB-TIPP: www.phraim.ch
LIVE-TIPP: 21.10.: Altbüron (CH), Bau4