RAINER RYGALYK (1953 – 2022) Ver-Schluss
Er hatte nicht nur das Herz und Ohr, sondern auch das Auge am richtigen Fleck.
- Rainer Rygalyk / FotoCredit: Privatarchiv Rygalyk
Mit seinem Auftauchen in der Musikwelt zu Beginn der 1970er Jahre bereicherte Rainer Rygalyk nicht nur die spärliche österreichische Szenerie der PhotographInnen, die in ihrer Profession auf Musikschaffende spezialisiert waren, mit Hauptaugenmerk auf die Jazzwelt, sondern läutete ebenfalls, betreffend Ästhetik, Motivik und Bildqualität, im schwarz-weiß Photo- wie im Farbphoto-Segment, eine neue Ära ein. Eine gefühlte stimmige Synästhesie zwischen Klang und Bild blitzt in seinen Arbeiten auf. Auslösend waren für ihn, sich neben der theoretischen wie praktischen Auseinandersetzung mit Musik eben auch der Photokunst in diesem Zusammenhang zu widmen, Konzerterlebnisse mit Benny Goodman und vor allem Jimi Hendrix. Letzterer entzündete auch seine Leidenschaft für die E-Gitarre, der er dann auch aktiv in seinen Jugendjahren frönte. Doch die Photographie nahm fürderhin in der künstlerischen Hingabe immer mehr von seiner Person Besitz. Im Rahmen der Tätigkeit als Redakteur eines großen niederösterreichischen Periodikums brachte er erste Photos zur Veröffentlichung. Alsbald folgten solche in etablierten österreichischen Tageszeitungen. Auf einer Idee und der Initiative seinerseits fußend, gründete Rainer 1983 zusammen mit Wulf Müller und Rudi Staeger Österreichs erstes Jazzmagazin namens "JAZZLIVE", das er fast 20 Jahre chefredakteurlich betreute. Die Leitung der familieneigenen Fahrschule war folglich jahrelang seine Hauptaufgabe, ehe er wieder diesen unbändigen Drang zur Visualisierung des Klanges verspürte. Seine photographische Karriere, im Zuge derer er ein Gros der Jazzkoryphäen vor seiner Linse hatte, war begleitet von unzähligen Ausstellungen im In- und Ausland. Seine Photos veredelten eine Vielzahl von Tonträger-Covers und fanden zudem auch die eine oder andere Preiswürdigung. Unübersehbar in seinen Photos ist weiters die Tatsache, dass ein wahrhaftiger Humanist dahinterstand. Wie kaum ein anderer Photograph hierzulande "verSinnBildlichte" Rainer Rygalyk die Tonkunst Jazz. Die Blende eines großen bilderstürmenden Dokumentaristen des Musikkosmos hat sich für immer geschlossen. Wir können aus seinem Nachlass allerdings noch lange zehren. Hannes Schweiger
LP-TIPP:
Monty Alexander, „Solo“, Edition Ö1
Web-Tipp: